Impfungen gehören zu den wichtigsten vorbeugenden Massnahmen zur Gesunderhaltung des Pferdes, denn sie sind der wirksamste Schutz vor schweren Infektionskrankheiten und deren Auswirkungen. Gegen welche Krankheiten kann geimpft werden, wie wirkt eine Impfung und welche Impfungen werden beim Pferd empfohlen?
Die meisten Sport– und Freizeitpferde verlassen den heimischen Stall regelmässig für Ausritte, Trainings, Kursbesuche oder Turniere. Diese zunehmende Mobilität der Pferde führt dazu, dass sich Infektionskrankheiten, vor allem unter Tieren, die nicht oder nicht korrekt geimpft sind, schnell ausbreiten. Denn beim Kontakt mit fremden Pferden ist das Risiko einer Ansteckung mit Krankheitserregern gross. Dazu kommt, dass häufige Ortswechsel und Transporte beim Pferd ein gewisses Mass an Stress verursachen, der seine Immunabwehr schwächen kann. Korrekt geimpft, ist das Pferd vor krank machenden Viren und Bakterien besser geschützt.
Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Ärzte und Tierärzte machtlos gegen die weit verbreiteten Seuchen und Epidemien. Die Entdeckung der Schutzwirkung durch eine vorbeugende Impfung gehört deshalb zu den grössten Erfolgen der modernen Medizin. Doch was passiert beim Impfen im Pferdekörper? Pferde haben wie alle Säugetiere ein Immunsystem, das sie vor Krankheitserregern schützt.
Dies geschieht einerseits durch die Bildung von Antikörpern und Abwehrzellen, anderseits kann sich das Immunsystem auch nach Jahren noch an bestimmte Erreger "erinnern" und diese erfolgreich bekämpfen. Auf letzterer Fähigkeit basiert die Idee der Schutzimpfung: Impfstoffe enthalten nicht mehr aktive Krankheitserreger, die eine Immunreaktion auslösen. Der Organismus wird auf den Erreger vorbereitet, so dass die körpereigene Abwehr bei einem tatsächlichen Kontakt schneller aktiviert wird.
Gegen welche Krankheiten sollte man sein Pferd impfen lassen? Unverzichtbar ist die Schutzimpfung gegen die Pferdegrippe (Equine Influenza), eine Virus-Erkrankung, die den Atemapparat betrifft. Für Pferde, die an offiziellen Veranstaltungen teilnehmen, egal ob an einem Springturnier oder an einem Gymkhana, ist diese Impfung obligatorisch. Es wird stichprobenartig kontrolliert, ob die Grund- und die jährliche Wiederholungsimpfung korrekt durchgeführt wurden. Pferde, die an internationalen Turnieren teilnehmen, müssen sogar alle sechs Monate gegen Equine Influenza geimpft werden.
Bis heute kann eine Virusinfektion wie die Pferdegrippe nicht mit Medikamenten geheilt werden. Der Tierarzt kann nur versuchen, den Krankheitsverlauf zu mildern. Im schlimmsten Fall drohen ein langwieriger Verlauf mit Lungenentzündung und bleibenden Schäden. Gefürchtet ist die Pferdegrippe auch wegen ihrer raschen Verbreitung. Sie ist hoch ansteckend und kann nicht nur beim Kontakt zwischen Pferden, sondern auch indirekt über Transporter, Futterkrippen, Sattelzeug, Putzmaterialien oder Kleidung übertragen werden.
Die zweite Schutzimpfung, die für das Pferd ein Muss ist, ist diejenige gegen Starrkrampf (Tetanus). Sie ist zwar nicht vorgeschrieben, sollte aber schon aus Tierschutzgründen selbstverständlich sein. Starrkrampf ist die Infektion mit einem Bakterium, welches meistens über Wunden in den Organismus gelangt. Pferde sind sehr empfänglich dafür, und wenn sie an Tetanus erkranken, kann der Verlauf dramatisch sein und zu einem qualvollen Tod führen. Dieses traurige Schicksal kann man seinem Pferd mit einer Impfung, die einen sehr guten Schutz bietet, ersparen.
Eine weitere mögliche Impfung ist diejenige gegen Herpesviren. In jüngster Zeit wurden etliche Infektionen registriert. Das Equine Herpesvirus 1 führt bei trächtigen Stuten zu seuchenhaftem Verwerfen oder in seiner neurologischen Form zu einer Erkrankung des zentralen Nervensystems. Das Equine Herpesvirus 4 ist vor allem bei jungen Pferden für Atemwegserkrankungen mit Fieber verantwortlich. Die Impfung macht deshalb besonders in Zucht- und Aufzuchtbetrieben Sinn, aber auch viele Rennställe impfen halbjährlich gegen Herpesviren. Das für den jeweiligen Betrieb sinnvollste Impfprogramm sollte mit dem betreuenden Tierarzt abgesprochen werden.
Wie jedes Säugetier kann auch das Pferd mit dem Tollwutvirus angesteckt werden. Die Schweiz ist offiziell frei von dieser Krankheit, bei Reisen in Länder mit entsprechender Gefahr empfiehlt sich jedoch eine Tollwutimpfung.
Impfstoffe gehören zu den Medikamenten mit den höchsten Sicherheitsstandards. In der Schweiz zugelassene Impfstoffe haben in aufwändigen Studien ihre Wirksamkeit und Sicherheit bewiesen. Ihr Nutzen ist unbestritten und trotzdem gibt es Menschen, die dem Impfen kritisch gegenüber stehen. Ein möglicher Grund dafür ist die Angst vor Nebenwirkungen. Auch bei Pferden kann das Impfen eine Reaktion wie Schwellungen an der Einstichstelle oder leichtes Fieber verursachen. Das ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, sondern zeigt, dass das Immunsystem des Pferdes reagiert hat und deshalb eine gute Schutzwirkung zu erwarten ist. Die Nebenwirkungen verschwinden meist nach kurzer Zeit von alleine und sind für das Tier viel weniger schlimm, als wenn es ungeimpft eine Infektionskrankheit durchmachen müsste. Heute sind viele Menschen und Haustiere durch das Impfen vor gefährlichen Krankheiten geschützt. Dadurch sind diese seltener geworden und haben – zu Unrecht – ihren Schrecken verloren. Nach dem Impfen trägt der Tierarzt das Datum und den verwendeten Impfstoff in den Pferdepass ein.
Auch wenn die Impfstoffe heute viel besser verträglich sind als früher, gilt die alte Regel, dass ein Pferd nach der Impfung zwei bis drei Tage nur leicht bewegt werden sollte, auch heute noch. Nach einer Impfung ist der Organismus des Pferdes mit dem Aufbau von Abwehrstoffen beschäftigt, da sollte er keine sportlichen Höchstleistungen erbringen müssen.