Nicht nur für uns Menschen können die hohen Temperaturen und die Sonneneinstrahlung im Sommer belastend sein. Auch Pferde leiden unter grosser Hitze, die ihnen mehr zu schaffen macht als eisige Kälte im Winter. Die optimale Temperatur für Pferde liegt zwischen -10 Grad und +25 Grad Celsius. Pferde sind grundsätzlich sehr anpassungsfähig, dennoch können hohe Temperaturen zu Hitzestress, Durchfall, Kolik oder Hitzschlag führen.
Woran erkenne ich eine Überhitzung bei meinem Pferd? Anzeichen der Überhitzung sind erhöhter Puls und erhöhte Atemfrequenz, Dehydrierung und schlecht durchblutete Schleimhäute. Starke Sonneneinstrahlung kann gleichzeitig auch zu einem Sonnenbrand führen, besonders an den schwach behaarten Körperstellen wie Nüstern und rund um das Auge.
Wichtig: Merken Sie sich die PAT-Werte, um unter anderem eine mögliche Überhitzung bei Ihrem Pferd schnellstmöglich festzustellen.
P = Puls | Ruhezustand: | 28 – 44 Herzschläge/Min. |
Grosse Anstrengung: | bis 220 Herzschläge/Min. | |
A = Atmung | Ruhezustand: | 8 – 16 Atemzüge/Min. |
Grosse Anstrengung: | 80 – 100 Atemzüge/Min. | |
T = Temperatur | Ruhezustand: | 37.5 - 38 °C |
Grosse Anstrengung: | max. 41 °C |
Der Weidegang sollte angepasst werden, vor allem wenn auf den Weiden keine Schattenplätze vorhanden sind. Nutzen Sie die frühen Morgenstunden oder die Nacht für den Weidegang und lassen Sie die Pferde tagsüber im schattigen Stall.
Der Stall sollte eine möglichst gute Luftzirkulation aufweisen. Sorgen Sie für offene Türen und Tore, damit auf natürliche Art und Weise eine Kühlung entsteht. Ventilatoren können für Luftzirkulation sorgen, sofern diese sicher laufen gelassen werden können.
Wie die Menschen regulieren die Pferde die Körpertemperatur über das Schwitzen. Durch das Schwitzen geht viel Flüssigkeit verloren, welche dem Körper wieder zugeführt werden muss. Daher ist es ganz wichtig, den Pferden konstant frisches und kühles Wasser zur Verfügung zu stellen. Nutzen Sie möglichst grosse Gefässe und wechseln Sie das Wasser regelmässig aus.
Durch das Schwitzen verliert das Pferd nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Elektrolyte. Diese müssen ebenfalls ausgeglichen werden, damit das Tier die Flüssigkeit gut im Körper halten und die gewohnte Leistung erbringen kann. Nutzen Sie hierzu Salzlecksteine oder Ergänzungsfuttermittel.
Wie erwähnt können Pferde gut mit Wärme umgehen. Schwere Arbeit bei grosser Hitze fällt ihnen trotzdem nicht leicht. Gewöhnen Sie die Pferde langsam an die Hitze, bauen Sie kurze Trainingseinheiten ein und nutzen Sie die kühleren Morgen- und Abendstunden.
Nach dem Reiten sollen die Pferde unbedingt gründlich gewaschen und gekühlt werden. Ein verschwitztes Pferd sollte niemals auf die Weide gestellt werden. Der Schweissgeruch zieht Fliegen und Bremsen an und der eingetrocknete Schweiss auf der Haut ist sehr unangenehm für das Pferd.
Die Hitzeerschöpfung ist die Vorstufe des Hitzschlags. Sie ist erkennbar durch schnelles Atmen oder Keuchen, einen erhöhten Puls und eine Körpertemperatur von über 40°C. Die Pferde können vermehrt stolpern bzw. lethargisch oder depressiv wirken. Sie sind dehydriert, was sich mit dem Hautfaltentest prüfen lässt.
Hautfaltentest:
Nehmen Sie eine Hautfalte am Hals oder der Schulter des Pferdes in die Hand und lassen Sie sie wieder los. Die Haut sollte sich in weniger als zwei Sekunden wieder vollständig glätten, ansonsten ist der Wasserhaushalt des Pferdes gestört.
Ein Blick auf das Zahnfleisch zeigt, wie es um den Kreislauf des Pferdes bestellt ist: Drücken Sie mit dem Finger kurz auf das Zahnfleisch, sollte der Fingerabdruck nach zwei Sekunden wieder verschwinden, andernfalls liegen Durchblutungs- bzw. Kreislaufprobleme vor. Wird ein Pferd mit eindeutigen Symptomen einer Hitzeerschöpfung nicht umgehend und effizient gekühlt, droht ein Hitzschlag.
Ein Hitzschlag kann als Folge der Hitzeerschöpfung entstehen oder auch plötzlich auftreten und kann unbehandelt zum Tod führen. Beim Hitzschlag sind die eingangs erwähnten, deutlich erhöhten PAT-Werte auffällig. Zusätzlich zeigen betroffene Pferde auch neurologische Symptome wie ein verändertes aggressives Verhalten. Sie können steigen, schlagen oder losstürmen, bis der Kreislauf versagt und sie zusammenbrechen. Diese Situation ist für das Pferd lebensbedrohlich und erfordert eine tierärztliche Behandlung. Kühlen Sie in solchen Fällen das Pferd schnell und ausgiebig, bis der Tierarzt da ist.